Togo, Lothar und «Ettiswisl»

Trotz Dauerregen schien am Stimmfenster vom Freitag die Sonne – zumindest im Singsaal. Verantwortlich dafür war der solare Jazz von Afi Sika Kuzeawu. Statt ihres Kontrabasses brachte sie den Gitarristen Jure Slava mit und gewährte ihm viel Raum. Aufgewachsen in Togo sang Afi Sika Kuzeawu einen Teil in Ewe, ihrer Heimatsprache, einen Teil in Französisch und einen Jazzstandard auf Englisch. In ihrem intimen Set ging sie auf Gefühle ein – Einsamkeit und Zweifel – und gelobte, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Ein Stück hatte sie extra für das Stimmen Festival geschrieben. Das Duo sorgte für einen sonnigen Einklang des zweiten Festivaltages, das Stimmfenster war so gut besucht wie bisher noch keines.

Reise in andere Sphären

Beim anschliessenden Workshop «Einstimmen» mit Corinne Schmidiger wärmten sich die Teilnehmenden körperlich und gesanglich auf und steigerten ihre Vorfreude auf den nächsten Act: Meimuna. Vor fünf Jahren verzauberte die Walliserin Cyrielle Formaz das Publikum eines Stimmfensters. Dieses Jahr entführte sie zusammen mit ihrer Band in andere Sphären. Getreu dem Motto des Festivals standen die Stimmen im Zentrum. Allen voran jene der Frontfrau: fein und wunderbar passend zum zarten Terrain, das die Formation begeht. Begleitet wurde der französische Gesang von zwei Gitarren und einem minimalistisch eingesetzten Synthesizer. Neben Meimuna und Claire Moreau (beide Gesang und Gitarre) standen Priscilla Formaz, Justine Tornay und Dominique Hunziker (alle Gesang) auf der Bühne. Die fünf besangen das Meer in Dänemark oder Ängste, welche die Frontfrau zusammen mit ihrer Schwester Priscilla im Sturm Lothar erlebt hatte. Der Auftritt sorgte für viele magische Momente. Abermals hat Meimuna ihr Publikum verzaubert.

Weltpremiere in Ettiswil

Porto, London, Ljubljana, Berlin und Ettiswil. Finian Paul Greenal alias Fink ist auf Europatournee – und legte einen Halt im Hinterland ein. Der englische Singer-Songwriter mag alte, äusserlich heruntergekommene akustische Gitarren. Seine Stimme ist vielfältig – bald hell, bald herb. Er gab sich publikumsnah, radebrechte ein paar Worte Deutsch und kündete eine Weltpremiere an: einen Song des neuen Albums, das in einem Monat erscheint. Fink versuchte sich an den Namen des Auftrittsorts zu erinnern und blieb bei «Ettiswisl» hängen. Früher war er DJ, das prägt seinen Stil bis heute. Er spielt die Gitarre mit einer eigenen Technik, bringt repetitive Elemente ein, was dem Gig etwas Sphärisches verleiht. Ein grosses Stück der Qualität machte der gitarrenspielende Drummer Tim Thornton aus. Die beiden harmonieren. Thornton steuerte eine zweite Gesangsstimme bei – und spätestens dann, wenn er die Gitarre wegstellte, zu den Sticks griff und so die Dynamik des Songs unweigerlich steigerte, war er da: Der unverkennbare Fink-Sound. 

Porto, London, Ljubljana, Berlin und Ettiswil. Grosse Namen wie Fink so nahe zu erleben, zeichnet das Stimmen Festival aus. Am Samstag folgen Albissers Buntwösch, Colour of Rice (Stimmfenster), das Finale des Workshops «Einstimmen», Micah P. Hinson und To Athena (mit Übersetzung in Gebärdensprache).

Bilder: Markus Frömml
Text: David Koller

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